Stillunterbrechung nur im Notfall
Stillen ist das Beste für Mutter und Kind und nur sehr selten besteht die Notwendigkeit, das Stillen aufgrund einer medizinischen Therapie der Mutter zu unterbrechen. Falls doch, kann die Milchbildung mit einer Milchpumpe aufrechterhalten werden (die abgepumpte Milch wird dann verworfen). Nach der Therapie kann die Mutter wieder ganz normal weiterstillen und das Kind alle Vorteile des Stillens weiterhin geniessen.
Der Stillförderung auf der Spur – Interview mit Stefan Stohl, Projektleiter des Nutricia Forums für Muttermilchforschung
Muttermilch ist das Beste für das Baby. Das wissen auch Mütter, aber trotzdem gibt es Frauen, die nicht stillen können oder wollen. Um Stillbarrieren abzubauen und Frauen besser beim Stillen zu unterstützen, wurden nun in einer Studie die Gründe für frühes Abstillen untersucht.
Stillen bedeutet Ruhe, Vertrautheit und Zweisamkeit für Mutter und Kind. Darüber hinaus ist Muttermilch die unangefochten beste Ernährung für Säuglinge. Die WHO empfiehlt deshalb, dass Babys bis zum 6. Monat voll gestillt werden sollten. Doch oftmals entscheiden sich Mütter schon viel früher gegen das Stillen. Woran liegt das? Wir sprachen mit Stefan Stohl, Projektleiter des Nutricia Forums für Muttermilchforschung.
Herr Stohl, Sie haben eine Studie zu häufigen Stillbarrieren in Auftrag gegeben. Wie wurde diese Studie angelegt?
Die Studie wurde vom Nutricia Forum für Muttermilchforschung initiiert. Zur Jahreswende 2013/14 haben wir insgesamt über 1.700 schwangere und stillende Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Ziel dieser Studie war es, Aufmerksamkeit für das Thema Stillen zu schaffen, einen Dialog – auch mit Expert:innen – anzustossen und Mütter in ihrer Stillzeit optimal zu fördern.
Was fanden Sie dabei heraus?
Die Studie machte deutlich, dass je nach Land mehr als zwei Drittel der befragten Mütter sich mehr Unterstützung und eine bessere Vorbereitung auf die Stillzeit wünschen. Ausserdem empfinden viele Frauen Stillen in der Öffentlichkeit als unangenehm und wünschen sich mehr Akzeptanz.
Anfangs wollen die meisten Frauen ja stillen. Was haben Sie darüber erfahren?
Die Entscheidung für das Stillen fällt meist bereits vor der Geburt. Das hat emotionale und für mehr als zwei Drittel der Mütter vor allem gesundheitliche Aspekte: Muttermilch stärkt das Immunsystem, ist perfekt auf die Bedürfnisse des Kindes ausgerichtet und stellt die Weichen für eine gesunde Entwicklung. Ausserdem verursacht das Stillen bei mehr als einem Drittel der Befragten ein echtes Glücksgefühl.
Wie kommt es, dass sich zwei Drittel der Frauen nach einiger Zeit gegen das Stillen entscheiden?
Mehr als 80 % der befragten Mütter gaben an, dass sie unter körperlichen Problemen während der Stillzeit leiden. Viele Frauen fühlen sich erschöpft und klagen über Verdauungsschwierigkeiten oder geschwollene Beine. Unangenehm war vielen vor allem das Auslaufen der Brust, empfindliche Brustwarzen und Milchstau.
Sind es immer körperliche Gründe, die zum Abstillen führen?
Nein, oft ist auch das persönliche Wohlbefinden stark eingeschränkt: Viele Stillende leiden unter Müdigkeit, Vergesslichkeit oder Stimmungsschwankungen. Der Anspruch, alles perfekt machen zu wollen, führt zu einem omnipräsenten Druck und lässt wenig Raum für Selbstbestimmung und Phasen der Entspannung.
Gab es Unterschiede zwischen den Ländern?
Wenig. Während in Österreich und der Schweiz am häufigsten körperliche Gründe als Stillbarrieren angegeben wurden, nämlich bei 88 beziehungsweise 90 % der Befragten, wurden diese von deutschen Müttern mit nur 80 % genannt. In der Öffentlichkeit zu stillen, wurde insbesondere in Deutschland und der Schweiz als unangenehm empfunden: Hier vermeiden 28 beziehungsweise 31 % der Befragten das Stillen in der Öffentlichkeit, dagegen nur 21 % in Österreich.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Studie?
Die Studie zeigt, wie wichtig frühzeitige Aufklärung und Information zum Stillen sind, damit die Mütter wissen, wie sie sich optimal darauf vorbereiten können. Dazu können und sollten Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, ebenfalls einen Beitrag leisten.
Das Nutricia Forum für Muttermilchforschung – Unsere Initiative zur Stillförderung
Stillen ist die beste Ernährung für Säuglinge. Deshalb fördert das Nutricia Forum für Muttermilchforschung – eine Initiative von Nutricia – Projekte, die der Erforschung der Muttermilch sowie der Förderung des Stillens dienen. Das Forum wendet sich an Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in erster Linie an Hebammen, Kinderkrankenschwestern sowie Ärztinnen und Ärzte. Es sammelt und verbreitet aktuelles Wissen zur Muttermilchforschung über einen Newsletter, die Website https://www.nutricia-forum-muttermilchforschung.org sowie durch Öffentlichkeitsarbeit.
Seit 2013 verleiht ein unabhängiges Preiskomitee den Wissenschaftspreis des Nutricia Forums für Muttermilchforschung, seit 2014 zusätzlich den Praxispreis und seit 2020 erstmals den Studiumspreis. Alle drei Preise gehen an Menschen, die auf besondere Weise – entweder wissenschaftlich oder ganz praktisch – das Stillen fördern. Während der Wissenschaftspreis insbesondere Forscher:innen anspricht, geht es beim Praxis- und Studiumspreis um die tägliche Stillpraxis. Hier werden insbesondere Hebammen, Hebammenschülerinnen und -studentinnen sowie Mitarbeiter von Geburts- und Kinderkliniken angesprochen.